Mittwoch, 22. Oktober 2025

FlüRa-PM 22.10.2025: Europa schaut zu – Menschen sterben

Pressemitteilung des Augsburger Flüchtlingsrats

Europa schaut zu – Menschen sterben: Seenotrettung ist rechtliche und moralische Verpflichtung, keine Straftat!

Augsburg, 22. Oktober 2025

In den vergangenen Tagen „erschütterten erneut zwei grausame Nachrichten Europa“:
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EMGR) hat Griechenland wegen unterlassener Seenotrettung und mehrfacher Verletzung des Rechts auf Leben verurteilt! In dem Fall starben im März 2018 vor der griechischen Insel Agathonisi 16 Menschen, darunter sieben Kinder und zwei Säuglinge – weil die griechische Küstenwache trotz präziser Notrufe über 24 Stunden hinweg untätig blieb.

Vor wenigen Tagen, am 12.10.2025 wurde im zentralen Mittelmeer ein weiteres Flüchtlingsboot Ziel eines bewaffneten Angriffs durch die sogenannte libysche Küstenwache – in der maltesischen Rettungszone, beobachtet von einem Frontex-Flugzeug. Drei Menschen wurden durch Schüsse schwer verletzt, mindestens eine Person getötet. Hilfe von Malta blieb aus.

Diese Vorfälle sind keine Einzelfälle, sondern Ausdruck und Resultat einer systematisch menschenverachtenden Politik der Abschottung und Entrechtung. Europa finanziert und legitimiert Akteure, die Folter, Schüsse und das bewusste Sterbenlassen von Schutzsuchenden zu ihrem Handwerk gemacht haben. Während Menschen auf offener See ertrinken oder beschossen werden, werden zivile Seenotretter kriminalisiert, festgesetzt und diffamiert. Und wer „überlebt“ ist mit illegalen Pushbacks und Inhaftierungen an den europäischen Außengrenzen, die im Rahmen der GEAS-Reform angedacht sind, konfrontiert. 

Daher sagen wir klar: Diese Politik tötet!
Seenotrettung ist keine politische Verhandlungsmasse – sie ist eine rechtliche Pflicht und ein moralischer Imperativ. Die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten müssen endlich Verantwortung übernehmen: für sichere Fluchtwege, für die sofortige Beendigung der Kooperation mit der sogenannten libyschen Küstenwache und für ein Europa, das nicht länger zusieht, willentlich in Kauf nimmt, wie Menschen an seinen Grenzen sterben.

PRO ASYL, Refugee Support Aegean und zahlreiche andere Organisationen fordern seit Jahren Aufklärung, Gerechtigkeit und einen Stopp der Pushback-Politik. Auch wir als Augsburger Flüchtlingsrat schließen uns dieser Forderung mit Nachdruck an. Daher wollen wir explizit auf die bevorstehende Veranstaltung hinweisen: Ein Film, Bericht und Diskussion über die humanitäre Katastrophe im Mittelmeer – und darüber, was wir in Deutschland tun können, um Solidarität sichtbar zu machen und dieser menschenverachtenden Politik entgegenzutreten.

 

Veranstaltungshinweis:

Schikane, Gewalt & Meer – Film und Bericht zur Seenotrettung im Mittelmeer
14. November 2025
20:00–22:30 Uhr
Cityclub Augsburg 

 


 

Freitag, 17. Oktober 2025

14.11. -- City Club -- 20:00 // Film und Bericht zur Seenotrettung im Mittelmeer

 +++ACHTUNG! Anders als im Flyer der Linken Einführungswochen angegeben, findet die Veranstaltung am 14.11., NICHT am 13.11. statt++++

Schikane, Gewalt & Meer: Film und Bericht zur Seenotrettung im Mittelmeer 

Auch wenn das mediale Interesse nachgelassen hat und EU-Politiker*innen es gerne unter den Tisch kehren würden: Das Sterben-lassen an den Grenzen Europas geht immer weiter! Die EU schottet sich nach außen immer rigoroser ab und scheut dabei vor menschenverachtenden Maßnahmen nicht zurück: sei es mit Internierungszentren in Albanien oder dubiosen Abkommen mit den Anrainerstaaten. Auf dem Mittelmeer äußert es sich u.a. durch die Schikane ziviler Seenotrettungseinsätze. Im Zusammenspiel mit kriminellen Akteuren wie der sogenannten lybischen Küstenwache entsteht so an den Rändern Europas seit Jahren eine regelrechte Todeszone.

Deshalb wollen wir als Augsburger Flüchtlingsrat am 14.11. erneut unseren Blick auf das Thema Seenotrettung richten.

Wir werden die Dokumentation on the Nadir: the Tunisian Corridor – a three-week journal zeigen (52 min.; Infos unten). Im Anschluss wird der Seenotrettungsaktivist Jonas einen Überblick zur aktuellen Lage im Mittelmeer geben und insbesondere auf die Gewalteskalationen der lybischen »Küstenwache« gegen Rettungsboote im Oktober 2025 eingehen.

Jonas (39) ist politisch aktiv in diversen Kontexten in der Arbeit mit Menschen auf der Flucht über den Land,- und Wasser/Seeweg. Er war seit 2017 auf 16 Einsätzen auf verschiedenen Schiffen und Positionen im Mittelmeerraum an Bord – zuletzt im Sommer 2025 auch auf der Nadir, dem Schiff der Organisation RESQSHIP.
14.11.2025 — 20:00 bis 22:00 — City Club Augsburg (Konrad-Adenauer-Allee 9)


***Eintritt frei, Spenden immer willkommen***

 Mit einem Infotisch von SOS Humanity Augsburg

 

Infos zum Film:
on the Nadir: the Tunisian Corridor – a three-week journal

Vergessener Alltag auf einer tödlichen Fluchtroute: Die deutsche NGO RESQSHIP e.V. ist mit dem Segelschiff Nadir auf der zentralen Mittelmeerroute aktiv, um Menschen zu unterstützen, die auf ihrer Flucht in Seenot geraten und trotz der völkerrechtlichen Pflicht zur Seenotrettung keine Hilfe von staatlichen Behörden erhalten. Das Einsatzkonzept der Nadir sieht vor, in Seenot geratene Boote zu suchen und zu stabilisieren, die Menschen medizinisch erstzuversorgen und notwendige Rettungsmaßnahmen zu koordinieren, um sie an einen sicheren Ort zu bringen.

Diese Dokumentation begleitet einen dreiwöchigen Einsatz der Nadir im April und Mai 2023. Der 52-minütige Film folgt der Rotation auf See in chronologischer Reihenfolge und zeigt die Ereignisse dieses Einsatzes, wie sie sich abspielten. Ohne hinzugefügte Musik oder Voice-Over-Kommentare versucht der Film, eine möglichst ungefilterte Perspektive zu bieten – auch wenn er seine inhärente Subjektivität anerkennt. Dadurch soll dem Publikum Raum gegeben werden, die Geschehnisse selbst zu beobachten, zu reflektieren und sich mit ihnen auseinanderzusetzen – und dabei wahrscheinlich mehr Fragen aufzuwerfen als Antworten zu liefern.

Der Film wird in den Originalsprachen – Englisch, Deutsch, Italienisch und Französisch – mit englischen Untertiteln präsentiert. Zum Schutz der Identität von Menschen in Not wurden alle Personen unkenntlich gemacht, und Zeugenaussagen ausschließlich schriftlich festgehalten.