Donnerstag, 29. Dezember 2016

Aufruf zur Demonstration am 07. Januar 2017 - die Abschiebungen nach Afghanistan gehen weiter und wir wieder auf die Straßen



Für ein friedliches Miteinander – Gegen Abschiebungen in Krieg und Perspektivlosigkeit.

Der Augsburger Flüchtlingsrat ruft zur Demo am 7. Januar 2017 auf. Los geht es um 12 Uhr am Königsplatz.

Wir sind geschockt über die Terroranschläge und wir trauern mit den Angehörigen der Opfer von Krieg und Terror in Paris, Berlin, Aleppo, Kabul und überall anders. Zu diesem Beistand gehört auch, dass wir diejenigen unterstützen, die vor dem Terror nach Deutschland geflohen sind, vor dem wir uns alle fürchten.

Afghanistan ist nicht sicher und wird es nicht allein dadurch werden, dass die Bundesregierung und Innenminister de Maizière es für sicher erklären. Ein jahrzehntelanger Krieg, auch unter Beteiligung der Bundeswehr, hat das Land nicht sicher gemacht. Im Gegenteil, ein Blick in die Presse genügt: 2562 ZivilistInnen sind in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 Terroranschlägen und dem Krieg zum Opfer gefallen, über 5000 wurden verletzt.

Dennoch finden Massendeportationen nach Afghanistan statt. In der ersten Maschine vom 14.12.2016 wurde ein junger Mann aus Augsburg abgeschoben, der sich jahrelang um einen Ausbildungsplatz bemüht hat, den er nun doch nicht antreten kann, ein weiterer entging nur durch Zufall der Abschiebung und  kämpft nun mit FreundInnen und UnterstützerInnen vor der Härtefallkommission um ein Bleiberecht.

Die nächste Deportation nach Afghanistan ist nun gleich für Anfang Januar 2017 geplant, und auch hier werden Lebensperspektiven zerstört, Freundschaften auseinandergerissen.
Menschen nach Afghanistan zu deportieren bedeutet, sie Krieg und Terror auszusetzen und der Perspektivlosigkeit zu überlassen. Über eine Million Menschen sind derzeit innerhalb des Landes auf der Flucht, weil Leib und Leben bedroht sind.

Dass AfghanInnen auch in Europa Schutz suchen ist für uns nachvollziehbar und ihnen Schutz zu gewähren entspräche den viel beschworenen europäischen Grundwerten. Die Massendeportationen nach Afghanistan sind ein Angriff auf diese Werte als auch auf den Kerngedanken des Asylrechts.
Wir fordern daher die Bundesregierung auf, Abschiebungen nach Afghanistan sofort zu stoppen und die internationalen Schutzverpflichtungen von Menschen, die vor Krieg und Terror geflohen sind, zu erfüllen. Solange dies nicht der Fall ist, werden wir uns immer gegen Abschiebungen in Krieg und Perspektivlosigkeit stemmen, und alles uns mögliche dafür tun, dass diese Deportationen nicht stattfinden.

Wir wollen am 7. Januar gemeinsam für ein friedliches Miteinander demonstrieren und ein Zeichen setzen, dass Abschiebungen in Krieg und Perspektivlosigkeit nicht in unserem Sinne sind und auch nicht dazu dienen können, der Gefahr von rechts zu begegnen.

Auf Facebook:  https://www.facebook.com/events/1175146252602562/

Dienstag, 20. Dezember 2016

Wir sind Pouya - Offener Brief des Augsburger Flüchtlingsrats an Innenminister Joachim Herrmann



https://www.facebook.com/grandhotelcosmopolis/photos/a.316755721726602.74729.221176211284554/1217565368312295/?type=3&theater



Sehr geehrter Herr Innenminister Herrmann,


über tausend Menschen sind am vergangenen Samstag, den 17.12.2016, in mehreren bayerischen Städten auf die Straße gegangen, um gegen die durchgeführten und geplanten Abschiebungen nach Afghanistan zu protestieren. Allein in Augsburg kamen über 600 Menschen mit diesem Ziel zusammen. Das wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Wir werden nicht einfach hinnehmen, dass vor Krieg und Perspektivlosigkeit geflohene Menschen zur Rückreise gezwungen werden.

Wir fordern Sie im Namen des Augsburger Flüchtlingsrats dazu auf, jeden Einzelfall zu betrachten und den hunderten bedrohten AfghanInnen ein Gesicht zu geben. In dieser Diskussion zählen Einzelfälle und die individuellen Geschichten der gefährdeten Menschen.

Herr Ahmad Shakbi Pouya ist einer dieser gefährdeten Menschen: Als Arzthelfer für die französische Organisation „Humaniterra“ geriet er ins Visier der Taliban. Nachdem eine Bombe in seiner Wohnung explodierte, die seinem Vater das Leben raubte, flüchtete er nach Deutschland. Trotz schwierigster Bedingungen bringt er sich in Deutschland ein, betätigt sich als Musiker und Schauspieler und engagiert sich unermüdlich für andere Geflüchtete. Am 14. Dezember sollte er abgeschoben werden; nur durch Glück war er nicht zuhause. Jetzt soll er bis zum 22. Dezember „freiwillig“ ausreisen.

Herr Pouya ist einer von hunderten bedrohten Menschen, denen unsere Solidarität gilt. Gleichzeitig stellt er eine herausragende und bewundernswerte Persönlichkeit dar und wurde wegen seines künstlerischen und ehrenamtlichen Engagements in die Härtefallkommission des Bayrischen Landtages aufgenommen. Bislang galt ein „Gentlemen's Agreement“, welches besagt, dass Menschen im Prozess der Härtefallkommission weder abgeschoben werden können noch ausreisen müssen. Diese Vereinbarung wird im Falle von Herrn Pouya missachtet und es handelt sich um eine Unverschämtheit, dass Herr Pouya als erster Asylbewerber entgegen dieser Vereinbarung zur Ausreise bis zum 22. Dezember gezwungen wird. Das ist ein unmenschlicher Vorgang!

Wir fordern Sie im Namen Herrn Pouyas und aller anderen prekarisierten und gefährdeten AsylbewerberInnen dazu auf, besagtes „Gentlemen's Agreement“ zu respektieren. Menschen, welche in die Härtefallkommissionen aufgenommen wurden, dürfen nicht zur Ausreise gezwungen werden.

Zudem fordern wir einen sofortigen Stopp aller Abschiebungen und Ausreisezwängen nach Afghanistan. Afghanistan ist nicht sicher, weder für Herrn Pouya, noch für alle anderen!


Mit freundlichen Grüßen

Der Augsburger Flüchtlingsrat

Samstag, 17. Dezember 2016

Für ein friedliches Miteinander und gegen ein Klima der Angst! Über 600 Augsburger*innen demonstrieren friedlich gegen Abschiebungen nach Afghanistan



Am 14.12.2016 in den frühen Morgenstunden hat die Bundesregierung mit Sammelabschiebungen von afghanischen Geflüchteten begonnen. Der erste Charterflug mit knapp 40 Afghanen startete am Mittwoch von Frankfurt nach Kabul – unter den Deportierten war auch ein 23-jähriger Augsburger. Die Situation in Kabul wie auch im Rest des Landes ist jedoch verheerend – kriegerische Auseinandersetzungen, terroristische Anschläge und materielles Elend sind an der Tagesordnung.

Anlässlich dieser menschenverachtenden Politik hat der Augsburger Flüchtlingsrat am 17.12.2016 zum dritten Mal zu einer Kundgebung mit anschließender Demonstration geladen. Über 600 Menschen folgten dem Aufruf und protestierten auf ihrem Marsch vom Königsplatz über Moritz- und Rathausplatz zum Stadttheater friedlich gegen Abschiebungen in Krieg und
Perspektivlosigkeit. Vor Menschen aus allen Spektren der Zivilgesellschaft von Augsburg und Umgebung schilderten Vertreter*innen des Augsburger Flüchtlingsrats, der in Augsburg lebenden Afghan*innen, von Tür an Tür e.V. sowie zwei aus Afghanistan zugeschaltete Politiker die dramatische Situation vor Ort und prangerten die nicht zuletzt aus Angst vor Wähler*innenverlusten getriebene Politik von Bundes- und Landesregierung an.Thomas Körner-Wilsdorf, Vorstand von Tür an Tür e.V., kritisierte die Zermürbungsstrategie der Bundesregierung, afghanische Geflüchtete in Deutschland zum Aufgeben zu zwingen. Das so geschaffene „Klima der Angst“ soll nicht zuletzt auch den Flüchtenden auf ihrem Weg nach Europa die letzte Hoffnung nehmen.

Bei alledem geht es keineswegs nur um Anliegen der Geflüchteten, wie der Schriftsteller Franz Dobler in seiner Ansprache hervorhob: „Wir protestieren heute gegen Abschiebungen, aber ich befürchte, dass es dabei auch darum geht, unser Land gegen eine weitere Bedrohung zu verteidigen. Denn für die Neue Rechte ist vor allem der Hass gegen Geflüchtete eine ihrer Hauptantriebskräfte. Sie schafft es mit so irren Behauptungen, dass Deutschland und seine angebliche Leitkultur von Migranten und Geflüchteten abgeschafft würde, eine Menge Stimmen zu holen. Sie holen so viele Stimmen, dass inzwischen Politiker von der CSU bis zur Linken auf diese Bedrohung von rechts dadurch reagieren, dass sie Sprache, Ziele und Behauptungen dieser Bewegung aufgreifen, um ihre Wähler am Abwandern zu hindern.“

Zeitgleich fanden in zahlreichen anderen Städten der Bundesrepublik Demonstrationen
(z.B. Bayreuth, Dresden…) statt. Der Augsburger Flüchtlingsrat hofft, dass diese gemeinsame
Botschaft in München und Berlin Gehör findet: Die Deportationen nach Afghanistan sind
unmenschlich und durch nichts zu rechtfertigen!



Pressespiegel zur Demonstration am Samstag, 17.12.2016

DAZ: 600 Teilnehmer bei Kundgebung gegen Abschiebungen nach Afghanistan (18.12.2016)

presse-augsburg.de: 600 Menschen protestieren gegen die Sammelabschiebung von Afghanen (18.12.2016)

AZ: Auch Afghane aus Augsburg saß im Sammelabschiebungs-Flugzeug (17.12.2016)

Neue Szene Augsburg: "Unmenschlich und durch nichts zu rechtfertigen..." Die Abschiebungen nach Afghanistan stoßen auch in Augsburg auf massive Kritik (16.12.2016)

AZ: Sprachrohr für Flüchtlinge (14.12.2016)




Freitag, 16. Dezember 2016

Deportationen nach Afghanistan haben begonnen - Augsburger abgeschoben - Aufruf zur Demo am Samstag

Eine Stellungnahme des Augsburger Flüchtlingsrats:

Augsburg sicher für Menschen aus Afghanistan? Sicher nicht!

Dem Augsburger Flüchtlingsrat ist der Fall eines afghanischen Flüchtlings bekannt geworden, der die letzten fünf Jahren in Augsburg gelebt und gearbeitet hat. Obwohl er nachweisen konnte, dass er als Übersetzter für die US-Streitkräfte in Afghanistan tätig war, wurden seine Asylverfahren abgelehnt.

Fünf Jahre bemühte sich der 23-jährige Mann trotz aller Schwierigkeiten um Anschluss an die Gesellschaft. Er ist nie straffällig geworden und war in verschiedenen Berufen tätig. Ein Ausbildungsvertrag als Lebensmitteltechniker, den er mit Unterstützung der IHK erlangte, stand kurz vor der Unterzeichnung. Ein sicheres Leben in Deutschland schien greifbar nahe.

Zukunftspläne, die er nun begraben kann.

Am 14.12.2016 wurde er in den frühen Morgenstunden von der Polizei festgenommen, um einen Tag später um 6.30 Uhr in Kabul der Perspektivlosigkeit überlassen zu werden.
Seine Integrationsleistungen haben ihm nichts genützt. Als ehemalige Ortskraft für die US- Streitkräfte ist er tödlichen Gefahren ausgesetzt, und wird kaum in der Lage sein, den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Die Deportationen nach Afghanistan, so zeigt dieses Beispiel, sind unmenschlich und durch nichts zu rechtfertigen. Die CSU und alle anderen BefürworterInnen bedienen damit den Rassismus von ganz rechts außen, entgegen jeglicher menschlicher und politischer Vernunft.

Durch nichts ist dieser lebensbedrohliche Eingriff in das Leben eines Menschen zu rechtfertigen. Und doch sind auch in Augsburg AfghanInnen durch willkürliche Politik diesen Unsicherheiten ausgesetzt.
Wir fordern, wie viele andere Akteure aus Kirchen und Zivilgesellschaft, einen sofortigen Stopp der Abschiebungen in Krieg und Perspektivlosigkeit.
Afghanistan ist kein  sicheres Herkunftsland!

Der Augsburger Flüchtlingsrat ruft daher erneut auf, am kommenden Samstag ab 12 Uhr an der Demonstration der Gemeinschaft teilzunehmen, die sich für ein friedliches Miteinander und gegen Abschiebungen in Krieg und Perspektivlosigkeit ausspricht!
Es wird um 12 Uhr am Königsplatz losgehen und einen Rundgang durch die Augsburger Innenstadt mit Zwischenstopps geben. Setzen wir gemeinsam ein Zeichen!


Donnerstag, 15. Dezember 2016

Eine Demonstration der Gemeinschaft



Für ein friedliches Miteinander.
Gegen Abschiebungen in Kriegund Perspektivlosigkeit.

Wir demonstrieren erneut gegen Abschiebungen und laden alle herzlich dazu ein. Besonders die massenweisen Abschiebungen nach Afghanistan, mit denen am 14.12.2016 begonnen wurde, erfordern Widerspruch aus allen Teilen der Gesellschaft. Sie sind eine unmenschliche Praxis – Afghanistan ist ein von Krieg, Bürgerkrieg, Terror und Gewalt gezeichnetes Land. Afghanistan ist nicht sicher.

Startpunkt und Zeit:
Samstag, 17.12.2016, 12 Uhr am Königsplatz

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Kunst, Bücher, Platten kaufen und damit den Augsburger Flüchtlingsrat unterstützen: spendekunst.org


***spendekunst.org***

Der Augsburger Flüchtlingsrat präsentiert Kunst, Literatur, Musik und schöne Dinge zu Benefizpreisen als Hilfe für Geflüchtete. Alle Produkte sind neuwertig und wurden von Künstler*innen gespendet. Der Erlös kommt vollumfänglich der Arbeit des Augsburger Flüchtlingsrates zugute.

Alle weiteren Informationen und die breite Angebotspalette gibt es hier: spendekunst.org 

Hier gibt es einen Bericht der Augsburger Allgemeine

***spendekunst.org***

Samstag, 3. Dezember 2016

Der Augsburger Flüchtlingsrat im Interview

Wer sich einen schnellen Überblick über die Arbeit und Hintergründe des Augsburger Flüchtlingsrates verschaffen möchte, wird in einem Interview mit der Neuen Szene Augsburg fündig:

Die Sache mit der Leitkultur... Der Augsburger Flüchtlingsrat im Interview.