Am 14.12.2016 in den frühen Morgenstunden hat die Bundesregierung mit Sammelabschiebungen von afghanischen Geflüchteten begonnen. Der erste Charterflug mit knapp 40 Afghanen startete am Mittwoch von Frankfurt nach Kabul – unter den Deportierten war auch ein 23-jähriger Augsburger. Die Situation in Kabul wie auch im Rest des Landes ist jedoch verheerend – kriegerische Auseinandersetzungen, terroristische Anschläge und materielles Elend sind an der Tagesordnung.
Anlässlich dieser menschenverachtenden Politik hat der Augsburger Flüchtlingsrat am 17.12.2016 zum dritten Mal zu einer Kundgebung mit anschließender Demonstration geladen. Über 600 Menschen folgten dem Aufruf und protestierten auf ihrem Marsch vom Königsplatz über Moritz- und Rathausplatz zum Stadttheater friedlich gegen Abschiebungen in Krieg und
Perspektivlosigkeit. Vor Menschen aus allen Spektren der Zivilgesellschaft von Augsburg und Umgebung schilderten Vertreter*innen des Augsburger Flüchtlingsrats, der in Augsburg lebenden Afghan*innen, von Tür an Tür e.V. sowie zwei aus Afghanistan zugeschaltete Politiker die dramatische Situation vor Ort und prangerten die nicht zuletzt aus Angst vor Wähler*innenverlusten getriebene Politik von Bundes- und Landesregierung an.Thomas Körner-Wilsdorf, Vorstand von Tür an Tür e.V., kritisierte die Zermürbungsstrategie der Bundesregierung, afghanische Geflüchtete in Deutschland zum Aufgeben zu zwingen. Das so geschaffene „Klima der Angst“ soll nicht zuletzt auch den Flüchtenden auf ihrem Weg nach Europa die letzte Hoffnung nehmen.
Bei alledem geht es keineswegs nur um Anliegen der Geflüchteten, wie der Schriftsteller Franz Dobler in seiner Ansprache hervorhob: „Wir protestieren heute gegen Abschiebungen, aber ich befürchte, dass es dabei auch darum geht, unser Land gegen eine weitere Bedrohung zu verteidigen. Denn für die Neue Rechte ist vor allem der Hass gegen Geflüchtete eine ihrer Hauptantriebskräfte. Sie schafft es mit so irren Behauptungen, dass Deutschland und seine angebliche Leitkultur von Migranten und Geflüchteten abgeschafft würde, eine Menge Stimmen zu holen. Sie holen so viele Stimmen, dass inzwischen Politiker von der CSU bis zur Linken auf diese Bedrohung von rechts dadurch reagieren, dass sie Sprache, Ziele und Behauptungen dieser Bewegung aufgreifen, um ihre Wähler am Abwandern zu hindern.“
Zeitgleich fanden in zahlreichen anderen Städten der Bundesrepublik Demonstrationen
(z.B. Bayreuth, Dresden…) statt. Der Augsburger Flüchtlingsrat hofft, dass diese gemeinsame
Botschaft in München und Berlin Gehör findet: Die Deportationen nach Afghanistan sind
unmenschlich und durch nichts zu rechtfertigen!
Pressespiegel zur Demonstration am Samstag, 17.12.2016
DAZ: 600 Teilnehmer bei Kundgebung gegen Abschiebungen nach Afghanistan (18.12.2016)
presse-augsburg.de: 600 Menschen protestieren gegen die Sammelabschiebung von Afghanen (18.12.2016)
AZ: Auch Afghane aus Augsburg saß im Sammelabschiebungs-Flugzeug (17.12.2016)
Neue Szene Augsburg: "Unmenschlich und durch nichts zu rechtfertigen..." Die Abschiebungen nach Afghanistan stoßen auch in Augsburg auf massive Kritik (16.12.2016)
AZ: Sprachrohr für Flüchtlinge (14.12.2016)