Augsburg - Solidarische Stadt der Zuflucht
Wir wollen, dass Augsburg eine solidarische Stadt der Zuflucht wird!
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Warum Stadt?

Rahmen des nationalstaatlichen Gefüges waren und sind sie Ort und Gegenstand staatlicher Regulationen, aber immer auch Bühne und Ansatzpunkt politischer Interventionen von sozialen Bewegungen. Hier werden grundlegende Fragen darüber diskutiert, wie wir zusammenleben wollen, Antworten erörtert und praktiziert. Die Geschichte kennt viele Beispiele, in denen auf städtischer oder kommunaler Ebene wie in einem Laboratorium emanzipatorische Formen des Miteinanders erprobt wurden – und damit manchmal auch Entwicklungen auf staatlicher Ebene vorweggenommen.
Auch in Augsburg gibt es eine Vielzahl an Initiativen. Sie
geben eigene Antworten auf soziale Fragen und Herausforderungen wie den
Wohnraummangel, die Benachteiligung von Bevölkerungsgruppen aufgrund des
ökonomischen Status, die Integration von Ankommenden, Geschlechtergerechtigkeit
oder Umweltschutz und ökologische Nachhaltigkeit. Solche Initiativen entwerfen
von unten eine neue solidarische Stadt, weil sie nicht warten wollen, bis alte
Strukturen so porös werden, dass sie von alleine aufbrechen.
Was hat der Flüchtlingsrat damit zu tun?
Alle genannten Themen betreffen direkt oder indirekt auch
Geflüchtete. Sie sind mit einer urbanen Realität konfrontiert, die sich häufig
als unzugänglich erweist, oft sogar auch als explizit abweisend darstellt.
Gleichwohl spielt sich dort ihr Leben ab und von dort aus unternehmen sie den
Versuch, ein neues, lebenswertes Leben aufzubauen. Dies zu ermöglichen und zu
erleichtern ist weltweit die zentrale Zielsetzung sogenannter Sanctuary Cities.
Gegen die vorherrschende Abschottungspolitik setzen sie eine Praxis des
Willkommens und gelingenden Miteinanders aller Stadtbewohner*innen – ganz gleich,
wie lange sie dort schon leben. Städte wie Toronto, Barcelona oder Sheffield geben damit solidarische Antworten auf die Frage, wie eine Gesellschaft auf
Migration reagieren könnte. Im Hier und Jetzt leben sie Alternativen zu einer
von oben verordneten Politik der Kälte vor. Auch in Deutschland existieren
mittlerweile Initiativen, z.B. in Freiburg oder Münster, die ihre Städte zu
solch solidarischen Städten der Zuflucht machen wollen. Als Augsburger
Flüchtlingsrat möchten wir das auch für Augsburg!
Das Leben in der multikulturellen Realität der
Migrationsstadt Augsburg ist ohnehin von Vielfalt geprägt. Migrantische
Communities haben sich Ihren Platz in Augsburg erarbeitet und es gehört zum
erklärten Selbstverständnis der Stadt, Migrant*innen auch Gehör zu verschaffen.
Diesem Anspruch möchten wir mit unserer Initiative nochmal auf ganz besondere
Weise zur Umsetzung verhelfen.
Solidarität geht nicht alleine
Unser konkretes Anliegen darf uns aber auch nicht die Sicht
verstellen. Fraglos bereiten viele der Schwierigkeiten, mit denen Geflüchtete
in Augsburg konfrontiert sind, auch denjenigen Menschen Sorgen, die schon
länger oder seit jeher in Augsburg leben. Als Flüchtlingsrat waren wir deshalb
stets bemüht einen starken Rückhalt in der Zivilgesellschaft zu schaffen und
unsere Anliegen mit ähnlich gelagerten zu verknüpfen. Wir sind der Überzeugung,
dass nur durch ein plurales Bündnis aus vielfältigen Organisationen und
Initiativen gute und nachhaltige Lösungen entstehen können.
Beispiel Wohnraum
Exemplarisch zeigt sich das an der Wohnraumfrage: Der
Wohnraummangel ist zu einem der drängendsten Problem schnell wachsender
Großstädte geworden. Durch Zuzug, vor allem aber durch gewinnorientierte
Spekulationspraktiken, wurde er in den letzten Jahren auch in Augsburg auf die
Spitze getrieben. Menschen ohne die notwendige finanzielle Absicherung und ohne
stabile, ausreichende Einkünfte geraten dadurch bei der Wohnungssuche schnell
ins Abseits. Ihnen droht der Wohnungsverlust oder sie sehen sich gezwungen, aus
den Zentren der Städte in die Peripherie zu ziehen. Sie werden damit
buchstäblich an den Rand gedrängt. Die unbarmherzigen Verwaltungslogiken der
Behörden und die Ausgrenzungspraktiken einer von neoliberalen Politiken
verunsicherten und entsolidarisierten Gesellschaft tun ihr Übriges, um ein
würdevolles Dasein zu verhindern. Diese treffen ALG-2-Bezieher*innen oder
Empfänger*innen von Asylbewerberleistungen gleichermaßen.
Wenn Rechtsradikale sich diese Problemlage zu Nutze machen,
um neue und alteingesessene Bürger*innen gegeneinander auszuspielen, so
übersehen sie die analogen Benachteiligungs- und Diskriminierungsmechanismen.
Nein, sie wollen sie übersehen, um ihre ressentimentgeladene Politik zu
betreiben. Um einer solch künstlichen und politisch verfehlten Spaltung
entgegenzutreten, suchen wir als Flüchtlingsrat daher gezielt die
Zusammenarbeit mit Akteur*innen und Organisationen, die sich gegen derart
vereinfachende (vermeintliche) Lösungen verwehren und mit uns gemeinsam und
jenseits jeglicher Diskriminierung nach Auswegen suchen.
Stadt der Zuflucht – Stadt für Alle
Wir müssen uns trauen, experimentelle Räume zu schaffen, in
denen ein multikulturelles, sozial-ökologisches und friedliches Miteinander
praktiziert werden kann – auch abseits von folkloristischen Konsumwelten und
Eintrittsgeldern, die vielen – nicht nur Geflüchteten – die Teilnahme bereits
verunmöglichen. Der Augsburger Flüchtlingsrat setzt sich dafür ein, dass
Augsburg nicht nur eine Stadt der Migration, sondern eine Stadt für Migration
und Zuflucht wird. Sie soll eine solidarische Stadt der Zuflucht werden, in
denen Migrant*innen in Not ein neues Zuhause finden. Gemeinsam mit unseren
Freund*innen setzen wir uns aber auch dafür ein, dass Augsburg eine
solidarische Stadt für Alle wird, eine Stadt, in der alle sich zuhause fühlen
und ein Leben in Würde führen können. Damit es soweit kommt – und auch so
bleibt – müssen wir solidarisch denken und handeln.
Dazu benötigen wir Mitstreiter*innen! Denn wenn wir diese
Stadt von unten zu unserer machen wollen, dann geht das nur vereint. Nur
gemeinsam können wir Visionen für eine andere, gerechte und emanzipative
Stadtentwicklung hervor- und zur Umsetzung bringen. Ein solidarisches Augsburg
kann nur das Ergebnis gemeinsamen Handelns sein!
Hier sind einige ebenfalls dort vertretene Initiativen, ihre städtischen Problemdiagnosen und Antworten darauf:
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*** Einige Hintergrundinformationen zu Städten der Zuflucht
und Sanctuary Cities sind z.B. auf der Homepage des NetzwerkFlüchtlingsforschung zu finden, aber auch bei unseren Freund*innen aus
Freiburg.
*** Im Rahmen des Friedensfests 2017 hat der
Augsburger Flüchtlingsrat eine Informations- und Diskussionsveranstaltung sowie einen Vernetzungsworkshop veranstaltet. Weitere Aktionen folgen...