FlüRa lädt ein
Wer von Flüchtlingen spricht, sollte vom Kapitalismus nicht schweigen
Fluchtursachen made in Europe
Vortrag und anschließende Diskussion mit Stephan
Lessenich (LMU München) und Vertreter*innen des Augsburger Flüchtlingsrates
Musikalisch-künstlerisches Rahmenprogramm: elektrojudas
feat. Alice Lidd
Stadtbücherei Augsburg, S-Forum
02.11.2018, Beginn 19.30
Der Begriff der
‚Fluchtursachenbekämpfung‘ wird von Politiker*innen immer wieder gerne bemüht. Was
zunächst völlig einleuchtend und unbedingt erstrebenswert erscheint, stellt
sich bei genauerer Betrachtung als alles andere als eindeutig dar. Doch wovon
ist eigentlich die Rede, wenn von Fluchtursachen gesprochen wird? Die Probleme
beginnen bereits mit der Bestimmung dessen, was überhaupt als (legitime)
Fluchtursache gewertet wird. Meist werden die Ursachen von Flucht einzig in den
Ländern des globalen Südens verortet. Doch damit wird bewusst oder unbewusst
die Komplexität von Gründen für Flucht und Migration vereinfacht und der Anteil
Europas an den Fluchtursachen ausgeblendet. Die Problematik setzt sich fort mit
Blick auf die zum Teil äußerst umstrittenen
Maßnahmen zur behaupteten Bekämpfung von Fluchtursachen. Mit dieser
Veranstaltung wird das Narrativ der „Bekämpfung von Fluchtursachen“ auf eine
andere Art beleuchtet. Statt die Ursachen für Migration einzig als interne
Probleme der Herkunftsgesellschaften zu definieren, weitet der Münchner
Soziologe Stephan Lessenich den Blick auf die globalen Verwobenheiten und
Ausbeutungsstrukturen, die für die globalisierte Weltgesellschaft kennzeichnend
sind. Flucht und Migration kommen dadurch insbesondere auch als Resultate der
Politik und der Lebensführungsmuster des globalen Nordens in den Blick. Mit
Landgrabbing, Überfischung und Klimawandel sind nur drei Stichworte in diesem
Zusammenhang genannt. Nicht zuletzt wird dadurch auch die Frage aufgeworfen,
welche Interessen im Mittelpunkt der vielbemühten Rede von der
„Fluchtursachenbekämpfung“ seitens der Politik stehen.