Donnerstag, 10. September 2020

Evakuiert Moria! Kundgebung am 12.09.2020, 17.00, Elias-Holl-Platz

 

„Evakuiert Moria – Wir haben Platz“

Kundgebung am Samstag, 12.09., 17.00 Uhr, Elias-Holl-Platz

In der Nacht auf Mittwoch sind große Teile des Flüchtlingslagers Moria auf der griechischen Insel Lesbos abgebrannt. Ein Brand mit Ansage.

Die katastrophale Situation in Moria war und ist seit langem bekannt: In dem Lager, das ursprünglich für 3.000 Personen ausgelegt ist, lebten bis zuletzt mehr als 13.000 Menschen. Schon seit Jahren machten die Menschen dort selbst und zahlreiche Organisationen auf die menschenunwürdigen Bedingungen aufmerksam. In Zeiten der Corona-Pandemie mussten Tausende in Zelten oder im Freien schlafen, es gab nicht genügend sanitäre Anlagen, für Nahrung mussten die Menschen oft stundenlang anstehen. Abstand halten, sich vor dem Virus schützen, war in dieser Situation nicht möglich.

Zahlreiche Kommunen in Deutschland haben sich bereits vor Monaten bereit erklärt, Menschen aus den Lagern auf den griechischen Inseln aufzunehmen. Auch die Friedensstadt Augsburg hat mit zwei Briefen an Ministerpräsident Markus Söder und Bundesinnenminister Horst Seehofer ihre Bereitschaft bekräftigt, Kinder und Jugendliche auf Lesbos aufzunehmen.

Wir, wie auch viele anderen Kommunen sind bereit, Menschen aus Moria Schutz zu bieten und ein Ankommen zu ermöglichen, doch das Bundesinnenministerium blockiert dies, mit dem Verweis, dass es eine europäische Lösung brauche.

Lasst uns daher aufstehen, lasst uns auf die Straße gehen und ein Zeichen setzen - für die sofortige Evakuierung von Moria und die sofortige Aufnahme der Menschen aus den Lagern! Denn 
#wirhabenplatz!

Dazu treffen wir uns am Samstag, 12.09. um 17.00 Uhr am Elias-Holl-Platz.

Bitte tragt während der gesamten Kundgebung einen Mundnasenschutz und haltet Abstand zueinander.

 

Den Aufruf unterstützen folgende Organisationen: 

AK Lesbos

Augsburger Flüchtlingsrat

Freundschaftskreis Augsburger Flüchtlingsrat e.V.

Jüdisches Museum Augsburg Schwaben

Aux-Punks

AG Mutual 

Grandhotel Cosmopolis

Die Seiferei - selbstverwaltet & solidarisch

bert brecht kreis augsburg e.V.

AK Wohnen Augsburg

VVN-BdA Kreisvereinigung Augsburg

GEW Augsburg

Seebrücke Ausgburg

Amnesty International Augsburg

Forum Augsburg

geschichtsagentur augsburg

Polit-WG e.V.

Werkstatt Solidarische Welt Augsburg

Internationalistisches Bündnis

MLPD Augsburg & Rebell Jugendverband

Frauen*streik Komitee Augsburg

Kültürverein Augsburg e.V.

Integrationsbeirat der Stadt Augsburg

Atasanat e.V.

DTA e.V.

Klimacamp Augsburg

Augsburg Postkolonial

(Stand 12.09., 08.00)



 

Mittwoch, 9. September 2020

PM 09.09.2020: Feuer in Moria: Totalversagen in Europa

 

Feuer in Moria: Totalversagen in Europa

Für die Eskalation in Moria sind die EU und die griechische Regierung verantwortlich. Aber viele andere haben sich mitschuldig gemacht

 

In der Nacht auf Mittwoch brannte ein Großteil des sogenannten Hot Spot-Lagers mitsamt der inoffiziell als Lager mitgenutzten Umgebung – die Olivenhaine – auf der griechischen Insel Lesbos. Noch gibt es keine Meldungen über Tote und Verletzte aus dieser Nacht in Moria. Hoffentlich bleibt es dabei. Allein die Gedanken an die vor den Flammen weglaufenden Kinder machen traurig und zornig. Zweifelsohne wurden in dieser Nacht viele Menschen erstmals oder erneut traumatisiert.

Doch die Eskalation ist kein Zufall. Wer 13.000 Menschen – teilweise bis zu 20.000 – in ein Lager mit einer Kapazität für 2.800 Menschen pfercht, wer diese Situation trotz Corona aufrechterhält und nicht evakuiert, wer nicht dafür Sorge trägt, dass die Menschen genug Wasser, genug Nahrung, genug hygienische und medizinische Versorgung erhalten, wer also ganz bewusst Menschenrechtsverletzungen organisiert, der hat die Eskalation geradezu provoziert.

Verantwortlich sind die griechische Regierung und die Europäische Union mitsamt ihrer vor Ort tätigen Organisationen. Ende 2015 beschloss die EU eine Migrationsagenda, die vorsah, dass an den EU-Außengrenzen sogenannte Hot Spots eingerichtet werden. Doch statt die geflohenen Menschen dort zu registrieren und auf die Mitgliedsstaaten weiter zu verteilen, sitzen zehntausende auf den griechischen Inseln fest. Der EU-Türkei-Deal trug sein Übriges dazu bei, dass die Menschen in den Hot Spots in langwierige Vorprüfungen und Asylverfahren verstrickt werden. Der bürokratische Apparat versagt total – auf Kosten der Menschenwürde.

Deutschland und andere EU-Mitgliedstaaten haben sich mitschuldig gemacht. Trotz unzähliger Forderungen aus der Zivilgesellschaft, verschleppt die Bundesregierung ihre Möglichkeiten der humanitären Aufnahme von Geflüchteten aus Moria. Nur wenige Personen wurden bislang aus dem Lager gerettet, dabei wäre es ein Leichtes, viel mehr Menschen aufzunehmen. Dafür ist insbesondere Innenminister Seehofer verantwortlich, der im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft auf eine gemeinsame europäische Lösung verweist. Diese Lösung wird nicht ausreichend sein. Und das weiß Seehofer sehr genau. Er kennt ja seinen faschistoiden Freund Viktor Orbán, den er immer wieder gerne in Bayern hofiert hat. Aber nicht nur Orbán verweigert sich einer Aufnahme von Geflüchteten. Statt Menschen zu retten, verhinderte Seehofer zwei Landesaufnahmeprogramme von Berlin und Thüringen zur Aufnahme von Menschen aus Moria. Nicht nur, dass es ein – möglicherweise rechtswidriges – Novum ist, dass das Bundesinnenministerium Landesaufnahmeprogramme verweigert, es kostet womöglich Menschenleben.

Wie geht es weiter? In einem Konzeptpapier des Bundesinnenministeriums, das im Vorfeld der EU-Ratspräsidentschaft öffentlich wurde, wird vorgeschlagen, dass durch „geeignete, notfalls freiheitsbeschränkende Maßnahmen“ sichergestellt werden muss, dass sich Asylsuchende nicht der Vorprüfung vor einem regulären Asylverfahren entziehen. Konkret werden damit Inhaftierungslager legitimiert – für Menschen, die Schutz suchen wohlgemerkt. Und die griechische Regierung hat im November 2019 angekündigt, die Hot Spot-Lager durch geschlossene Lager zu ersetzen. Auf der Insel Kos gibt es bereits ein solches Inhaftierungslager mit hunderten von Menschen und zwar Frauen wie Männer, Alte wie Kinder. Weitere sind in Planung.

Der Augsburger Flüchtlingsrat ist angesichts dieser Entwicklungen zutiefst besorgt.

Wir fordern

- die Bundesregierung auf, sofort Resettlement und humanitäre Aufnahmeprogramme zu initiieren und umzusetzen,

- die Bundesregierung auf, den Städten und Kommunen die Möglichkeit einzuräumen, eigene Aufnahmeprogramme durchzuführen oder im Rahmen vom Bund initiierter Aufnahmeprogramme mehr Menschen aufzunehmen, als es nach dem Königsteiner Schlüssel vorgesehen wäre,

- die bayerische Landesregierung auf, endlich ein eigenes humanitäres Aufnahmeprogramm zu initiieren und sofort umzusetzen,

- die Stadt Augsburg dazu auf, deutlicher als bisher auf die im Stadtratsbeschluss vom 28.05.2020 beschlossene Aufnahme von Geflüchteten in Augsburg (über die im Königsteiner Schlüssel vorgegebene Quote hinaus) gegenüber dem Bund und der bayerischen Staatsregierung zu insistieren,

- alle Parteien und zivilgesellschaftlichen Organisationen dazu auf, sich an die Bundesregierung, an die bayerische Staatsregierung und an die Stadt Augsburg zu wenden und die Aufnahme von Geflüchteten einzufordern,

- ein Ende der menschenverachtenden europäischen Asylpolitik,

- ein Ende der Lager-Unterbringung (ob an den EU-Außengrenzen oder innerhalb der EU),

- den Beginn einer Etablierung legaler Fluchtrouten in die EU,

- dass Augsburg ein sicherer Hafen wird.

 

gez. Augsburger Flüchtlingsrat

Für Statements und Rückfragen schreiben Sie bitte an fluechtlingsrataugsburg@gmail.com

Sie erhalten dann die Kontaktdaten zu einem unserer Mitglieder.


 

 

Montag, 1. Juni 2020

Refugee Week 2020 - FlüRa mit zwei Veranstaltungen vertreten

Wir waren nie weg, sind jetzt aber auch wieder für die breite Öffentlichkeit da...!

Und zwar mit zwei (digitalen) Formaten im Rahmen der diesjährigen Refugee Week.

Technischer Hinweis: Die Veranstaltungen finden per Zoom statt, eine Software für Onlienkonferenzen, die jedoch nicht gesondert auf den Computer oder das Smartphone heruntergeladen werden muss. Man muss lediglich auf die untenstehenden Links klicken und ggf. Meeting-ID und Passwort angeben. Bei technischen Schwierigkeiten, können Sie uns gerne per Mail kontaktieren.


15.06., 17.00 bis 18.30
BLACK BOX ABSCHIEBEHAFT III


Was können wir tun, wenn Mitbürger*innen von Abschiebehaft bedroht sind?
Ein Webinar des Augsburger Flüchtlingsrats mit Rechtsanwalt Peter Fahlbusch am 15.06. um 17:00-18:30 Uhr.

Es passiert selten, dass die Thematik der Abschiebehaft in das Interesse der breiten Öffentlichkeit rückt. Kürzlich hat es doch ein besonders prekärer Fall in die Tagesschau geschaft. Eine 25 Jährige Frau, welche im nächst gelegenen Abschiebegefägnis in Eichstätt inhaftiert war, sollte mitten in der Corona Pandemie , mit einem extra dafür gecharterten Flugzeug nach Togo abgeschoben werden. Wir sind froh, dass diese Abschiebung aufgrund einer erfolgreichen Klage und dem Druck der Öffentlichkeit nicht stattfinden konnte. Die Inhaftierung von Menschen, die nichts verbrochen haben, sondern lediglich ihr Recht auf Asyl oder ein anderes Aufenthaltsrecht wahrnehmen möchten, passiert oft und vor allem meist unbemerkt von der Öffentlichkeit. Die rechtliche Lage um die Abschiebehaftpraxis ist komplex und kann daher abschreckend für Asylsozialberater*innen, Ehrenamtliche, Familienmitglieder und Freund*innen von Betroffenen wirken. Wir möchten uns daher ganz konkret mit der Frage beschäftigen, was wir tun können, wenn Mitbürger*innen von Abschiebehaft bedroht sind. Dafür haben wir den Experten Peter Fahlbusch eingeladen. Herr Fahlbusch widmet seine Profession den Betroffenen von Abschiebehaft. Seit 2001 hat er mehr als 1800 Menschen in Abschiebehaft vertreten. Rund die Hälfte von Ihnen wurde zu Unrecht inhaftiert. Zusammengezählt saßen Mandant*innen von Peter Fahlbusch nach seiner Auswertung insgesamt 62 Jahre zu Unrecht in Abschiebungshaft.


Zoom-Link für die Veranstaltung:
https://kuei.zoom.us/j/99391122917?pwd=dHEyd3gzMyt3QTZmMnFEVnpqUm9vZz09

Meeting-ID: 993 9112 2917
Passwort: J7%xd!P

Der Referent steht auch für Nachfragen zur Verfügung, die Sie/Ihr uns gerne auch bereits im Vorfeld per Mail an fluechtlingsrataugsburg@gmail.com zukommen lassen können/könnt.

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17.06., 19.30 bis 21.00
Für immer auf der Straße... Dublin und die Folgen
Die humanitären Auswirkungen des Dublinsystems am Beispiel der Situation von Abgeschobenen in Italien.
 

Ein Webinar des Augsburger Flüchtlingsrats mit Isabella Geier und
einem aus Mailand zugeschalteten Betroffenen.




Das Dublinsystem wurde eingeführt, um die Länder, die an den europäischen Außengrenzen liegen, haftbar zu machen, wenn sie illegale Einwanderung nicht verhindern. Dann sind sie nämlich für die Asylverfahren zuständig. Infolgedessen ist das Mittelmeer zum Massengrab geworden, und die Rettung aus Seenot wurde kriminalisiert. Die Länder an den Außengrenzen sind überfordert, rechte Parteien auf dem Vormarsch. Statt Geflüchtete auf alle europäischen Mitglieder zu verteilen, werden die Anrainer des Mittelmeers mit den Problemen alleingelassen, ja, Geflüchtete werden wieder in diese Staaten abgeschoben, wenn sie in andere europäische Staaten weiterziehen. Auch aus Deutschland, z. B. nach Italien. Die Situation der Abgeschobenen dort verstößt gegen EU-Recht, aber das kümmert niemanden. Zwar wurden die Abschiebungen wegen Corona ausgesetzt, aber sicher nicht auf Dauer. In dem Webinar soll am Beispiel Italien die konkrete Situation von Abgeschobenen dargestellt – in Kontrast zu aktuellen Rechtsnormen. Ein Betroffener wird zugeschaltet und berichtet über ihre verzweifelte Lage, noch verschärft durch Corona.

Zoom-Link für die Veranstaltung:
https://kuei.zoom.us/j/99119655265?pwd=ajBsZ281NlJoZDZ6bGgwcmJma2k0UT09
Meeting-ID: 991 1965 5265
Passwort: 2gR&8tE