Samstag, 16. Dezember 2017

Pressemitteilung des Augsburger Flüchtlingsrats zur Kundgebung am 16.12.2017

Gegen Abschiebungen in Krieg und Perspektivlosigkeit – Für ein solidarisches Miteinander


Mit einer bunten und vielfältigen Kundgebung unterstrichen etwa 120 Menschen am heutigen Samstag ihre Solidarität mit Geflüchteten. Den Anlass für die vom Augsburger Flüchtlingsrat organisierte Kundgebung gaben die verheerende Situation und völkerrechtswidrige Politik an den europäischen Außengrenzen, die immer rigider werdende deutsche Ausgrenzungspolitik, der nach wie vor ausgesetzte Familiennachzug und die Abschiebeflieger nach Afghanistan sowie Pakistan. Trotz Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt setzten ein weiteres Mal zahlreiche Menschen aus Augsburg und dem Umland ein eindrückliches und deutliches Zeichen gegen eine Politik der Repression und Abschottung.

Auf der Kundgebung wurden sowohl die düsteren Seiten der aktuellen Situation beleuchtet, wie auch die nach wie vor ungebrochene Solidarität mit Flüchtlingen zu Recht immer wieder in den Mittelpunkt gerückt wurde. Redner*innen des Flüchtlingsrates, der Augsburger Helferkreise und einer Ärztinnenorganisation kamen ebenso zu Wort, wie Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam, Pfarrerin an der Dreifaltigkeitskirche Göggingen, oder eine Angehörige der unlängst aus Augsburg abgeschobenen Familie aus dem Kosovo. Deren Bericht über den kollektiven Suizidversuch infolge der Abschiebung der Familie legte in erschütternder Weise exemplarisch das Leid der von Abschiebungen Betroffenen offen. Flankiert wurde er von einer medizinischen Einschätzung der gesundheitlichen/psychischen Folgen des andauernden Verharrens in Angst vor Abschiebung durch Maria Möller, flüchtlingsmedizinisch engagierter Ärztin aus Augsburg. Peter Höll vom Augsburger Flüchtlingsrat sezierte die unmenschliche und verlogene Politik der EU an den Außengrenzen, die immer öfter auch nicht davor zurückschreckt, Bündnisse mit zwielichtigen Staatschefs oder Milizen einzugehen.

Anlass zur Hoffnung bietet jedoch die ungebrochene Solidarität unzähliger Augsburger*innen, die sich trotz der rauen gesellschaftlichen Lage nicht von einer konsequenten und nachhaltigen Unterstützung Geflüchteter abbringen lassen und für eine tolerante und weltoffene Gesellschaft eintreten. So berichtete etwa Pfarrerin Kapp-Kleineidam vom neu gegründeten Verein matteo – Kirche und Asyl, der sich für die Integration und Aufnahme in Kirche und Gesellschaft stark macht und sich auf den zentralen Satz des Matthäus-Evangeliums bezieht: „Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen!“ (Matthäus 23,35). Isabella Geier gab stellvertretend für die Augsburger Helferkreise ein beeindruckendes Zeugnis der beständigen ehrenamtlichen Integrationsarbeit und prangerte zugleich das oft fragwürdige Verhalten der Stadtverwaltung an, die doch vielmehr engagiert dem Anspruch »Friedensstadt« zu sein nachzukommen habe. 

Von ungebrochener Solidarität und Mitmenschlichkeit zeugte nicht zuletzt eine spontan auftauchende mobile Küche, die heiße Suppe ausschenkte. Dem stand der Flüchtlingsrat in Nichts nach: Eingedenk der Vorweihnachtszeit und gegen die andauernden Unkenrufe, es gäbe in einem reichen Land wie der Bundesrepublik nichts zu verschenken, hatte der FlüRa einen riesigen Geschenkeberg mitgebracht, der an die Teilnehmer*innen der Kundgebung und interessierte Passanten verteilt wurde.
Und was wir uns zu Weihnachten wünschen? Die Aussetzung von Abschiebungen, ein Versiegen des Erfindungsreichtums bei der Konstruktion sicherer Herkunftsländer, eine vernünftige Migrationspolitik jenseits von Repression und Grenzschließungen… Damit das kein frommer Wunsch bleibt, muss Solidarität politisch werden! Ein Schritt auf diesem Weg wurde heute schon getan.