Freitag, 21. September 2018

Pressemitteilung von Seebrücke Augsburg zu "Klavierklänge für die Seenotrettung" -- 15.09.2018

Vergangenen Samstag haben wir gemeinsam mit unserenb Freund*innen von Seebrücke Augsburg und Amnesty International Augsburg zur Veranstaltung Klavierklänge für die Seenotrettung: Augsburg soll sicherer Hafen werden geladen.

Lest hier die Pressemitteilung von Seebrücke Augsburg:

Klavierklänge für die Seenotrettung: Augsburg soll sicherer Hafen werden
 
Am Samstag, den 15. September, kamen 350 Menschen zu einer Kundgebung der
ganz besonderen Art: Aeham Ahmad, der bekannte „Pianist aus den Trümmern“
spielte ein Konzert auf einem Klavier, welches in einem Flüchtlingsboot aus dem
Mittelmeer stand. Dazu gab es eine Lesung aus seinem Buch „Und die Vögel
werden singen“. Um das Boot standen 1.600 Papierboote, stellvertretend für die im
Mittelmeer allein dieses Jahr ertrunkenen Menschen. Mit seiner eindrücklichen
Musik und seinem klaren Appell für die Seenotrettung setzte Ahmad, der selbst
übers Mittelmeer geflohen ist, ein beeindruckendes Zeichen und unterstützte so denim Stadtrat vorliegenden Antrag „Augsburg muss ein sicherer Hafen werden“.
Aufgerufen zu der Kundgebung hatte die Seebrücke Augsburg. Dieses Zeichen könnte nicht dringender sein: Die Seenotrettung im zentralen Mittelmeer ist auf ein unverantwortliches Minimum reduziert worden. Die Todeszahlen sind erschreckend, mehr als 1.600 Menschen sind dieses Jahr ertrunken, die Dunkelziffer ist weit höher.


Augsburg muss sicherer Hafen werden
Seitdem Italien keine Schiffe mit geretteten Flüchtlingen mehr anlegen lässt, bis sich
andere Staaten zur Aufnahme von Geflüchteten bereit erklären, ist die Seenotrettung so
gut wie zum Erliegen gekommen. Um das Sterben im Mittelmeer zu verhindern, bedarf es
einer europäischen Lösung und mehr Seenotrettung statt einer Kriminalisierung dieser.
Dabei ist auch die Zivilgesellschaft gefordert. Die Städte Bonn, Düsseldorf und Köln haben
sich als parteiübergreifende Initiative schon als sichere Hafenstädte erklärt und ihre
Bereitschaft verkündet, Geflüchtete aus dem Mittelmeer aufzunehmen. Diesem Beispiel
folgten Potsdam, Regensburg, Solingen, Osnabrück und Bielefeld. Auch im Augsburger
Stadtrat liegt ein Antrag vor, die Friedensstadt zum sicheren Hafen zu machen.
Im Rahmen der Kundgebung wurde zudem dem Stadtrat ein offener Brief überreicht, den
zahlreiche, teils prominente Unterstützer*innen unterzeichnet hatten. Die Forderung an
den Stadtrat darin lautet: „Machen Sie Augsburg zu einem sicheren Hafen!“

Plädoyer für grundlegende Menschenrechte
Die Kundgebung der Seebrücke Augsburg fand in Zusammenarbeit mit Amnesty
International Augsburg, dem Augsburger Flüchtlingsrat, Augsburg Postkolonial, dem
Grandhotel Cosmopolis und dem zivilen Seenotrettungsverein ResQship statt. Friedrich
Reich von ResQship berichtete ergreifend von seinen Erlebnissen auf dem Mittelmeer. Ein
anderer zentraler Punkt der Reden war die Brisanz der Thematik: „Bei der Seenotrettung
und beim Asylrecht geht es nicht irgendwelche Dinge, die wir Menschen einfach so
zusprechen oder auch verwehren können. Es geht um das fundamentale Recht auf Leben
und auf Asyl. „Das Recht, Rechte zu haben“ ist das grundlegendste aller Menschenrechte.
Hüten wir uns davor, diese Menschenrechte selektiv anhand von Herkunft oder Hautfarbe
zu vergeben. Denn damit beschädigen wir in erster Linie unsere Menschlichkeit“, sagte
Seraja Bock von der Seebrücke Augsburg.

Der Pianist aus den Trümmern
Sehr eindrücklich war das Statement des syrisch-palästinensischen Pianisten Aeham
Ahmad zur Seenotrettung. Bekannt geworden ist er als der „Pianist aus den Trümmern“ –
sein Bild mit dem Klavier inmitten eines zerbombten syrischen Flüchtlingslagers ging um
die Welt. Als die Lage in Syrien immer schlimmer wurde, hatte er sein Klavier auf die
Straße geschoben, um gegen den Hunger und die Verzweiflung zu spielen. Doch der IS
verbrannte sein Klavier und Ahmad musste 2015 aus Syrien fliehen. Auch er kam mit dem
Schlauchboot übers Mittelmeer und will den Menschen, die die in Not sind, eine Stimme
geben.

Offener Brief an den Stadtrat
Nach dem Friedensfest, auf dem der Lifeline-Kapitän Claus-Peter Reisch einen
eindrucksvollen Auftritt hatte, schloss sich die SPD der Forderung der Seebrücke an und
beantragte im Stadtrat, dass Augsburg ein sicherer Hafen werden solle.
Der offene Brief an den Stadtrat, den die Seebrücke Augsburg am Ende der Kundgebung
den anwesenden Stadträten überreichte, greift diese Forderung auf. Unterzeichnet worden
war der Brief von über 40 bekannten regionalen und teils auch überregionalen
Vertreter*innen aus Kultur, Religion, Politik und Wirtschaft sowie von verschiedenen
Organisationen. Die Seebrücke hatte alle Stadträte zur Kundgebung und anschließenden
informellen Gesprächen eingeladen. Die CSU-Fraktion blieb jedoch geschlossen der
Veranstaltung fern. Der Austausch mit Vertreter*innen von SPD, Bündnis 90 die Grünen
und Polit-WG verlief sehr gewinnbringend und machte allen deutlich: Der Stadtrat muss
handeln und Augsburg zum sicheren Hafen machen.

Seenotrettung ist nicht verhandelbar
Für die Menschen, die am Samstag auf die Straße gingen und ihre Solidarität zeigten und
für alle, die sich momentan europaweit für die Seebrücke einsetzen, ist klar: Das Sterben
im Mittelmeer muss aufhören. Menschen aus Seenot zu retten ist niemals ein Verbrechen
und Seenotrettung ist deshalb nicht verhandelbar.