An die
Oberbürgermeisterin, Frau Eva Weber
an die
Stadträtinnen und Stadträte
sowie die
Augsburger Stadtgesellschaft
Arbeitskreis unbegleitete Minderjährige
(umF) auf Lesbos
Wie geht es weiter, Frau
Oberbürgermeisterin Weber?
Apell für die Aufnahme von Kindern und
Jugendlichen aus Lesbos
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Weber,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
mit einiger Überraschung und großen Erwartungen haben wir Herrn Dr.
Gribls Vorhaben zu Kenntnis genommen, dass die Stadt Augsburg mit den beiden
anderen deutschen Friedensstädten Münster und Osnabrück ein
Friedensstadtbündnis schließen soll, um die Aufnahme von Kindern und
Jugendlichen aus den Elendslagern Griechenlands zu ermöglichen.
In seiner letzten Stadtratssitzung im Amt des Oberbürgermeisters hat
Herr Dr. Gribl dafür plädiert, die Angelegenheit noch einmal zu verschieben um
das Vorhaben eines Friedensstadtbündnisses abschließen zu können, dass nur wegen
der Corona-Pandemie verzögert worden war.
Die Aufnahme von 25 Jugendlichen aus Lesbos, wie auch wir es
vorgeschlagen haben, wurde damit ebenfalls vertagt.
Mit der Idee eines Friedensstadtbündnisses wurde ein Weg
vorgezeichnet, wie eine selbstbewusste Großstadt für eine humanitäre Aufnahme
von Notleidenden eintreten kann. Eingebettet in eine kluge, stadtpolitisch
vorangetriebene Strategie für ein Landesaufnahmeprogramm, könnte dieser Zugang
auch ein schnelles Reagieren in künftigen Notsituationen erleichtern.
Wir haben Verständnis dafür, dass es Zeit braucht ein Bündnis der
Friedensstädte zu schließen. Andererseits, so die schmerzhafte Erkenntnis, ist
jeder Tag, den Menschen in diesen Lagern ausharren müssen, ein verlorener Tag
und noch dazu ein schwarzer Tag für die Kinderrechte.
Nun ist der neue Stadtrat zusammengetreten und mit Ihnen, Frau Weber,
eine neue Oberbürgermeisterin im Amt, weshalb wir sie gerne fragen würden: „Wie
geht es weiter, Frau Oberbürgermeisterin Weber?“.
Die Lage der Menschen in Moria und an anderen Orten Griechenlands ist
bekannt, eine Lösung dennoch nicht in Sicht, wenngleich sie technisch
umsetzbar, politisch realisierbar und finanziell möglich ist. 25 Jugendliche
nach Augsburg zu holen, zusätzlich zu den bereits nach Deutschland eingereisten
47, wäre ein wichtiger humanitärer Schritt und ein deutliches Signal für eine
zügige Verbesserung für die Lager in Griechenland.
Wir erneuern daher unseren Apell an die Stadtregierung und alle
Mitglieder des neu zusammengesetzten Stadtrats: Machen
Sie die rasche Aufnahme
der ersten 25 Jugendlichen aus den Elendslagern Griechenlands möglich und
beauftragen sie die Erstellung eines nachhaltigen Konzepts der Aufnahme von
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Setzen Sie sich mit allen zur Verfügung
stehenden Mittel für ein Landesaufnahmeprogramm ein. Wir haben in Augsburg den Platz und die
Expertise, um diesen zwingenden Akt der Humanität zu leisten.
Wir, die wir Ihnen hier schreiben, vertreten einen großen Teil der
Zivilgesellschaft, der dieses Anliegen unterstützt. Wir wollen dabei nicht nur
fordern, sondern mit den Verantwortlichen der Stadt Augsburg zusammen die
beschützende Friedensstadt ermöglichen.
Mit freundlichen Grüßen
AK Lesbos
Dr. med. Maria Möller, Ärztin, Medizinischer Einsatz auf
Lesbos in 2019
Corinna Höckesfeld, Tür an Tür-Integrationsprojekte
gGmbH
Gabriele Opas, Freiwilligen-Zentrum Augsburg,
Patenschaften für umA ́s
Maria Brandenstein, Praxis Begabungsmanagement,
Resilienz und Soziokratie
Dr. med. Elisabeth Friedrichs, Ärztin
Matthias Schopf-Emrich, Vorstand Tür an Tür e.V.
Annalena Nietsch,Studentin
Carsten Unger, Kinder-, Jugend-und Familienhilfe
Hochzoll
Simon Oschwald, Einrichtungsleitung Migration, Diakonie
Augsburg
Lilli Martel, Migrationsberatung im Caritasverband und Mitglied im Integrationsbeirat (Ausschuss für Soziales, Asyl, Gesundheit und Recht)
Lilli Martel, Migrationsberatung im Caritasverband und Mitglied im Integrationsbeirat (Ausschuss für Soziales, Asyl, Gesundheit und Recht)