Ankerzentrum – Abschiebung ins Innere
Hörspiel-Installation von Isabella Geier
loop30 – Der Hör-Raum im Kulturhaus abraxas
**Midissage am 21.03.2019**
Eine Produktion von Augsburger Helferkreisen und dem
Augsburger Flüchtlingsrat
Text: Isabella Geier
Aufnahme/Schnitt: Wolfgang Wilholm
Sprecher*innen: Christine Wilholm, Rainer Braune und
Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan: Mohammad Ataei, Hamid Mohammadi, Nour Rahman Nyazi, Ali Reza Khavari, Miral Yammo, Nesrin Bakko
Das Hörspiel basiert auf Erfahrungen von Bewohner*innen
bestehender bayerischer Asylbewerber*innenunterkünfte und ist Teil einer
politischen Kunstperformance gegen Ankerzentren, die am 8.9.2018 auf dem
Augsburger Rathausplatz zur Aufführung kam. Mitgewirkt haben Flüchtlinge,
Flüchtlingshelfer*innen, Mitglieder des Flüchtlingsrats und interessierte
Bürger*innen. Mit der Aktion sollte ein Zeichen gegen die nun in Bayern
eingerichteten Ankerzentren gesetzt werden, Riesenlager mit in der Regel 1500
Insassen, in denen seit August sämtliche Flüchtlinge so lange isoliert werden,
bis ihr Verfahren abgeschlossen ist, ggf. bis zur Abschiebung. Das kann Jahre dauern.
Ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer*innen ist der Zutritt verboten. Die
Bewohner*innen dürfen nicht selbst kochen und nicht arbeiten. Kontakte zur
Bevölkerung werden gezielt be- und verhindert. Das geringe Taschengeld reicht
nicht aus, ratenweise Rechtshilfe in Anspruch zu nehmen, obgleich die Gerichte
bisher ca. 40% der Asylbescheide korrigieren. Die Aktivist*innen finden, dass
Flüchtlingen in Deutschland eine humane Behandlung zusteht, und treten für das
Augsburger Modell, also für dezentrale Unterbringung ein. Mit Riesenlagern
wurden ausschließlich schlechte Erfahrungen gemacht. Sie bedrücken die
Bewohner*innen, fördern Alkohol, Drogen, Konflikte, Gewalt und überfordern
die Nachbarschaft. Nicht von Ungefähr hat sich die Gewerkschaft der Bundespolizei
klar gegen Ankerzentren positioniert.
Bei der Midissage informieren die Macher*innen des Hörspiels
mit einem Kurzvortrag über die Hintergründe ihres Projekts. Bewohner*innen von
Ankerzentren berichten über ihre Erfahrungen dort, und es wird ein
Kurzfilm über die Aktion auf dem Rathausplatz gezeigt. Wolfgang Wilholm, der
für die Tontechnik des Hörspiels verantwortlich zeichnet, wird den Abend mit
seinem Elektronik-Projekt elektrojudas mit seiner Sound-Performance „Fleeting
Soundclouds“ musikalisch umrahmen. Auf der Basis einzelner Textpassagen aus dem
Hörspiel wird er live improvisierte Klangwelten entstehen lassen.
Ausstellungsort: Großes Foyer im abraxas
Ausstellungsdauer: So 24.2. – Mo 15.4.2019
Midissage: Do 21.3. um 19.00 Uhr im Ballettsaal
Öffnungszeiten: Mo–Sa 11.00–24.00 Uhr, So 10.00–23.00 Uhr
Eintritt: frei