Samstag, 22. Dezember 2018

FlüRa-Pressemitteilung zur Kundgebung "offen und solidarisch fetzt!" am 22.12.2018


Pressemitteilung des Augsburger Flüchtlingsrates
 22.12.2018

„offen und solidarisch fetzt“ - Kundgebung im Kerzenschein für eine offene und solidarische Gesellschaft 

 

Trotz widriger Witterung versammelten sich am Samstag insgesamt knapp über hundert Menschen auf dem Königsplatz, um unter dem Motto „Offen und solidarisch fetzt“ gegen die zunehmende Entsolidarisierung und Ausgrenzungstendenzen in der Gesellschaft zu protestieren. Der Augsburger Flüchtlingsrat, der zur Kundgebung aufgerufen hatte, wandte sich insbesondere auch gegen die anhaltenden und unmenschlichen Abschiebungen nach Afghanistan. In ihrem Aufruf hatten die Veranstalter*innen zum Protest gegen die insgesamt zunehmend menschenfeindliche Migrationspolitik mobilisiert, die sich etwa in den christsozialen Ankerzentren in besonders abstoßender Weise manifestiert. „Wir fordern eine echte Integration von Geflüchteten und die sofortige Schließung der sogenannten AnkER-Zentren“ sagte Franz Dobler vom Augsburger Flüchtlingsrat. „AnkER-Zentren stehen wie alle anderen Lager für Isolation, Ausgrenzung, willkürliche Security- und Polizeigewalt, Verhinderung von Integration und die Beschneidung von Grundrechten der Schutzsuchenden.“ 

Insgesamt dreizehn Redner*innen hatten die Teilnehmer*innen ab 14 Uhr begrüßt, unter ihnen Sprecher*innen von Seebrücke Augsburg, dem Augsburger Brechtkreis, der Medizinischen Flüchtlingshilfe, der Europa-Union Augsburg, der feministischen Aktion Aux, der Offenen Linken Ries, dem Bündnis junger Antirassist*innen Auxburg (Bujaa), wie auch die Studierendenpfarrerin Tabea Baader und weitere Einzelpersonen aus der Flüchtlingsarbeit. Neben den AnkER-Zentren wurde u.a. auch der europäische Beitrag zum massenhaften Sterben von Menschen auf der Flucht nach Europa im Mittelmeer kritisiert. Dies dürfe, so der Kapitän Friedrich Reich von Seebrücke Augsburg, genauso wenig wie die Kriminalisierung der Seenotrettung Teil unserer europäischen Normalität werden. David J. aus Donauwörth prangerte die polizeiliche Einschüchterungstaktik gegenüber politisch aktiven Menschen im dortigen Ankerzentrum im März dieses Jahres an, ebenso wie den institutionellen Rassismus von Sicherheitsbehörden und Justiz, der jegliche behauptete Gleichheit vor dem Gesetz Lügen strafe. „Die Kriminalisierung von Aktivist*innen mit und ohne Aufenthaltsstatus, die sich gegen Abschiebungen oder Lagerunterbringung, Arbeitsverbote, Sachleistungen und Schulverbote wehren, steht für eine reaktionäre und rassistische Politik.“ Ein weiterer Redebeitrag richtete sich direkt an den Stadtrat der Friedensstadt Augsburg und forderte diesen auf, es den Städten Regensburg, Bonn, Köln oder Düsseldorf gleichzutun und ein Zeichen für zivile Seenotrettung zu setzen, indem er sich bereit erklärt, aus Seenot gerettete Geflüchtete direkt und unbürokratisch aufzunehmen. 

Trotz ungemütlicher politischer und meteorologischer Großwetterlage gelang es den Veranstalter*innen vom Flüchtlingsrat jedoch auch, einen Funken von weihnachtlicher Mitmenschlichkeit und gelebter Solidarität zu verbreiten: mit selbstgebastelten Kerzen und heißer Suppe, Tee und Kaffee versorgt, konnten die Kundgebungsteilnehmer*innen sodann mit Mut und einer gehörigen Portion Optimismus des Willens ins neue Jahr blicken: Wir sind viele und wir werden nicht aufhören, für eine offene und solidarische Gesellschaft einzutreten!